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Mit Künstlicher Intelligenz gegen Hautkrebs
Die Hautarztpraxis in der Bahnhofstraße Ansbach bietet ein hochmodernes Ganzkörperscreening und ist damit ein Pionier in der Region

VON ANTONIA MÜLLER
ANSBACH – Hautkrebs frühzeitig erkennen und unnötige Eingriffe verhindern – das sind wichtige Ziele der Hautärzte. Die Hautärzte in der Bahnhofstraße Ansbach haben sich dafür Hilfe geholt: Eine Künstliche
Intelligenz (KI) unterstützt das medizinische Personal seit einigen Monaten bei ihrer Arbeit. „KI ist gut, aber sie muss in Fachhände kommen“, ist sich Hautärztin Dr. Kathrin Merk sicher. Deshalb haben sie und ihre Kollegen sich das kostspielige Gerät angeschafft. Einen Betrag „im mittleren fünfstelligen Bereich“ haben sie dafür investiert. Der „FotoFinder“, wie das Gerät heißt, unterstützt vor allem bei der Dokumentation und Beobachtung von Veränderungen. Es werden Ganzkörperbilder angefertigt, die dann miteinander verglichen werden. Dabei können die Aufnahmen Jahre auseinander liegen. Seit April ist das Gerät nahezu pausenlos im Einsatz. Mitarbeiterin Anna Popp übernimmt das KI-gestützte Screening gemeinsam mit weiteren Kollegen. Der Patient stellt sich dafür unbekleidet auf eine Matte, die ein paar Schritte entfernt von dem Gerät auf dem Boden liegt. Dort sind verschiedene Fußstellungen aufgezeichnet.

Die Aufnahmen sind standardisiert

Der Patient nimmt dann vorgeschriebene Positionen ein. Außerdem werden auch die Fußsohlen, der Achselbereich sowie der Schulter und Nackenbereich fotografiert. Anna Popp sieht am Bildschirm einige Linien, an denen sie den Patienten exakt ausrichtet. Dann fährt eine Kamera, die vorne am Gerät hängt, automatisch in Position. Dreimal blitzt es bei den Ganzkörperfotos, jeweils auf einer anderen Höhe. Die Positionen, Abstände und Höhen sind standardisiert. Das dient der optimalen Vergleichbarkeit, erklärt Dr. Kathrin Merk. „Meistens dauert ein Screening etwa 15 Minuten“, erklärt Popp.
Manchmal auch nur wenige Minuten. Rund 20 Bilder werden in verschiedenen Positionen gemacht. Diese sind so hochaufgelöst, dass man jedes Pünktchen und jede Maserung erkennt.

Nur ein paar Sekunden später erscheint auf dem Bildschirm ein Mosaik aus kleinen und großen, hellen und dunkleren Flecken auf der Haut. Wie findet man nun bei den vielen Bildern die richtige Körperstelle?
Merk klickt auf eines der kleinen Fotos. Daneben öffnet sich die Gesamtaufnahme mit einem roten Kreis auf der Körperstelle der Hautläsion. Die Ärztin weiß also sofort, wo sie genauer hinschauen muss.
Kommt der Patient nach einem Jahr zur nächsten Untersuchung, werden wieder Fotos aufgenommen. Der Computer vergleicht dann die Bilder mit den vorherigen und filtert Veränderungen heraus. Die KI erkennt die Veränderungen automatisch. „Das kann kein Arzt leisten“, sagt Merk.

Ein weiteres Instrument, das im „FotoFinder“ integriert ist, unterstützt die Hautärzte bei der Beurteilung der Muttermale und Hautstellen. Die KI zeigt auf einer Skala von Grün bis Rot an, wie gefährlich die
Veränderung einer Hautstelle ist. Die endgültige Beurteilung nimmt dann ein Arzt vor. Wie macht die KI das? Der Computer wurde mit unzähligen Fotos von gut- und bösartigen Tumoren gefüttert. So hat er gelernt, nach bestimmten Fakten zu überprüfen. Die Datenmenge im Programm übersteigt die Zahl der Fälle, die ein einzelner Arzt in seiner beruflichen Praxis zu sehen bekommt. Ein großer Vorteil: KI ist nicht voreingenommen. „Familiengeschichten oder der Hauttyp werden von der KI nicht beachtet. Die KI ist objektiver“, stellt Merk fest. Besonders gut erkennt das Programm frühe Stadien
von Hautkrebs. So können unnötige Schnitte vermieden werden und die Chancen auf Heilung sind hoch, erklärt Merk.

Nur wenige Kassen zahlen

Trotzdem sind nicht alle Patienten sofort überzeugt: „In der Sprechstunde sind manche noch skeptisch“, weiß Merk. Besonders die älteren Patienten vertrauen der KI nicht. Doch die Medizinerin kann sie beruhigen: Man verlässt sich niemals ausschließlich auf die KI. Zu jedem Screening gehört automatisch ein Termin in der Sprechstunde. „Bei mir sind sie dann alle überzeugt“, meint Popp lachend. Nach der
ersten Aufnahme sind viele dann begeistert, wie schnell und unkompliziert alles funktioniert. Dann schicken sie auch häufig Mutter, Schwester und Tante, erzählt Merk.

Die meisten Krankenkassen zahlen die Methode bisher aber nicht. Merk findet es schade, dass das Potenzial nicht erkannt und für alle zugänglich gemacht wird. „Ich denke, dass es sich in Zukunft ändern wird.“ Das wird aus ihrer Sicht aber dauern. In Mittelfranken ist die Ansbacher Praxis mit dieser Ausstattung noch relativ allein. Die Anschaffungskosten sind hoch. Merk ist es jedoch wichtig, dass diese Technik in der
Praxis getestet wird und dann auch weiterentwickelt werden kann. Es bleibt die Standardfrage, wenn es um KI geht: Wird der Computer Hautärzte in Zukunft ersetzen? Davor hat Merk keine Angst. Die KI wird
helfen, ungeschönte Daten zu sammeln und zu bewerten. Ganz wird man sich auf sie jedoch nicht verlassen: Ein Arzt wird die Aussagen der KI immer prüfen, einordnen und dann entscheiden.

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